2018 startet die Sozialbank mit der Entwicklung der „Strategie 2023“ einen umfassenden Transformationsprozess
„Die BFS der Zukunft wird agiler und digitaler sein, mit einem ganzheitlichen Beratungsansatz arbeiten und im Vertrieb ein Omnikanalmodell nutzen.“ So beschreibt der Vorstand im Geschäftsbericht 2018 seine Ziele für die Neupositionierung des erfolgreichen Geschäftsmodells der Sozialbank bis zum 100. Jubiläum 2023. Die Rahmenbedingungen für Banken sind zu dieser Zeit anspruchsvoll: Das seit Jahren anhaltende Niedrigzinsumfeld drückt auf die Erträge, wachsende regulatorische Anforderungen steigern die Kosten, die Konsolidierung des Bankenmarktes und die Digitalisierung bringen massive Veränderungen mit sich. Die Bank für Sozialwirtschaft nimmt dies zum Anlass, einen umfassenden Transformationsprozess anzustoßen: Mit Unterstützung einer Unternehmensberatung wird 2018 die „Strategie 2023“ entwickelt und ab 2019 umgesetzt.
Das Ziel: Mit einem ganzheitlichen, über das klassische Bankgeschäft deutlich hinausgehenden innovativen Dienstleistungsangebot will sich die BFS als zentraler Marktplatz für strategische und finanzielle Fragestellungen von Einrichtungen, Organisationen und Unternehmen aus der Sozial- und Gesundheitswirtschaft etablieren. Ihr Wachstum will die Sozialbank fortsetzen und ihre Positionierung als führendes Spezialkreditinstitut festigen. Die Kernkapitalquote soll sukzessiv erhöht und das Eigenkapital weiterhin vorrangig aus Gewinnthesaurierungen generiert werden.
Zur Umsetzung dieser Ziele gehören ein forcierter Ausbau des zinsunabhängigen Geschäfts, ein ganzheitliches Produkt- und Beratungsangebot entlang der Wertschöpfungskette der Kunden und ein Vertriebsmodell, das persönliche Betreuung und digitale Leistungen für die Kunden optimal kombiniert. Weitere strategische Maßnahmen nehmen eine Optimierung der Preisstrategie, eine Steigerung der Effizienz, eine Digitalisierung der Prozesse und Kostensenkungspotenziale in den Blick. Um dies erfolgreich umsetzen zu können, stehen zudem die Entwicklung der Mitarbeiterfähigkeiten und eine systematische Begleitung der Mitarbeitenden in dem mit der Transformation verbundenen umfassenden Change-Prozess auf der Agenda.
Das Selbstverständnis „aus der Sozialwirtschaft für die Sozialwirtschaft“ bleibt unverändert: Die Herkunft aus der Wohlfahrtspflege, die hohe Branchenexpertise und die Bedeutung als Partner von Wohlfahrtsverbänden und Sozialunternehmen gehören weiterhin zum Wesenskern der Sozialbank.
In neun Maßnahmenpaketen geht es 2019 an die konkrete Umsetzung der „Strategie 2023“. Zahlreiche Mitarbeitende aus allen Bereichen der Bank und der BFS Service GmbH sind beteiligt. Es geht um die Zukunft der gesamten Unternehmensgruppe – und um eine Neubelebung des Gründungsauftrages, der nicht nur das Bankgeschäft, sondern auch die betriebswirtschaftliche Beratung und Begleitung der Kunden umfasst. Letztere bekommt in der „Strategie 2023“ ein stärkeres Gewicht: Die Beratungsleistungen der BFS Service GmbH, insbesondere bei Investitionsvorhaben in Sozialimmobilien, werden massiv ausgebaut. Unter anderem wird eine Innovationswerkstatt geschaffen, die neue Herausforderungen in den Kundenbranchen identifiziert und gemeinsam mit den bestehenden Beratungsteams passende Angebote zur Unterstützung von Unternehmen aus der Sozial- und Gesundheitswirtschaft entwickelt. So liegt 2023 der Fokus auf der Entwicklung des Geschäftsfelds Nachhaltigkeit.
„Die digitale Transformation, insbesondere die künstliche Intelligenz, wird die Geschäftsmodelle der Banken disruptiv verändern. Wir schaffen aktuell die Voraussetzungen dafür, dass die SozialBank aus dieser Entwicklung gestärkt hervorgeht.“
Prof. Dr. Harald SchmitzVorstandsvorsitzender der Bank für Sozialwirtschaft AG
In der Bank gewinnen zur Realisierung neuer Angebote, die vor allem die Provisionserträge erhöhen und die auf spezielle Kundenbedarfe zugeschnitten sind, unter anderem Kooperationen mit anderen Marktakteuren an Bedeutung. Dazu gehören u.a. 2019 neue, auf die Sozialwirtschaft zugeschnittene Leasingpartnerschaften und 2021 die erste digitale Vermögensverwaltung für institutionelle Anleger aus der Sozialwirtschaft.
2022 folgen eine Kooperation im Bereich der Nachhaltigkeitsfonds der BFS, die Einführung digitaler Anfragestrecken für Kredite, Factoring und Zuschüsse, einer E-Learning-Plattform für die Sozial- und Gesundheitswirtschaft sowie die Auflage des neuartigen geschlossenen Immobilienfonds und die Beteiligung an einem Frühphasen-Venture-Capital-Fonds gemeinsam mit unterschiedlichen Unternehmen. Im Bereich der großvolumigen Finanzierungen baut die Sozialbank erfolgreich ihre Rolle als zuverlässige Konsortialpartnerin aus.
Parallel werden nach und nach die Strategien im Wertpapiergeschäft, im Kreditgeschäft, im Zahlungsverkehr und für die Positionierung als Spendenbank umfassend neu ausgerichtet. Die BFS Service GmbH startet 2023 mit der Neuaufstellung ihrer Factoring-Strategie – bereits mit Blick darauf, dass das Factoring-Geschäft nach der Abspaltung des Beratungsgeschäfts alleine in der BFS Service GmbH verbleibt und weiter ausgebaut werden soll.
Der mit der Corona-Pandemie verbundene Digitalisierungsschub beschleunigt die mobile Zusammenarbeit mit den Kunden und damit die Digitalisierung des Vertriebs unerwartet schnell, aber durchaus erwünscht. Denn die strategisch gewollte Optimierung des Vertriebs umfasst unter anderem eine Verschlankung der Vertriebsstruktur. Diese beginnt 2021 mit der Zusammenlegung der Geschäftsstellen Köln und Essen am Standort Köln sowie Kassel und Mainz in Nordhessen. Ebenfalls 2021 eröffnet die BFS in Frankfurt einen Meeting Point. 2023 wird die Geschäftsstelle Rostock der Geschäftsstelle Hamburg zugeordnet und die Geschäftsstelle Karlsruhe der Geschäftsstelle Stuttgart. Auch nach der Corona-Pandemie arbeiten zahlreiche Mitarbeiter*innen überwiegend mobil. Die Zahl der digitalen Kundentermine ist wesentlich höher geblieben als vor Corona. Auch wenn der persönliche Kontakt wichtig bleibt, schätzen Kunden wie Mitarbeitende den geringeren Zeit- und Reiseaufwand.
Im Jahr 2020 trifft der Vorstand die Entscheidung zur Migration des IT-Kernbanksystems von SAP auf das genossenschaftliche System „agree21“ der Atruvia AG. Das Migrationsprojekt, das umfassende Ressourcen aus den verschiedensten Bereichen der Bank erfordert, startet am 1. Juli 2021. In der Folge verschieben sich die Prioritäten in der Umsetzung der strategischen Vorhaben. Einige Maßnahmen werden bis zur Umstellung auf agree21 zurückgestellt und erst seit dem Frühsommer 2023 weitergeführt.
„Ich möchte mich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sehr herzlich bedanken. Sie tragen mit ihrem fachlichen Know-how und ihrem großen Engagement entscheidend dazu bei, dass wir unsere Sozialbank gemeinsam in ein erfolgreiches zweites Jahrhundert führen können.“
Thomas KahleisPersonalvorstand der Bank für Sozialwirtschaft AG
Parallel dazu verfestigen sich ab 2021 Überlegungen zur Optimierung der Konzernstruktur und zur Neupositionierung der Marke, um die Unternehmensgruppe für ein erfolgreiches zweites Jahrhundert aufzustellen. Im ersten Schritt wird im Sommer 2023 das bisher in der BFS Service GmbH betriebene regulierte Factoringgeschäft von dem ebenfalls dort angesiedelten, aber nicht der Regulierung unterliegenden Beratungsgeschäft getrennt, indem das gesamte Beratungsgeschäft in die neu gegründete Gesellschaft „SozialGestaltung GmbH“ eingebracht wird. Durch die Trennung sollen die Wachstumspotenziale beider Geschäftsbereiche bestmöglich erschlossen werden können.
Ziel ist es, die Sozialbank und ihre Tochterunternehmen auch organisatorisch für eine erfolgreiche Zukunft aufzustellen. Die vollständige Umsetzung der neuen Konzernstruktur ist im Laufe des Jahres 2024 geplant.
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Von 1923 bis 2023
6 Themenschwerpunkte verweisen darauf, in welchen Rollen die Bank für Sozialwirtschaft in den letzten 100 Jahren gemeinsam mit ihren Kund*innen und Gesellschaftern gewirkt hat.