Über praxisnahe Angebote leistet die zweite Geschäftsstelle der BFS in den neuen Ländern erfolgreich Aufbauarbeit in Sachsen.
Die BFS-Geschäftsstelle Dresden startet am 1. Oktober 1992 – nur zwei Monate, nachdem in Leipzig die erste Geschäftsstelle in den neuen Bundesländern eröffnet hat. Sie soll vor allem im östlichen Sachsen Kunden betreuen. Durch die zweijährige Vorbereitungszeit in Form einer Beratungsstelle in Leipzig gibt es bereits vielfältige Kontakte zu Einrichtungen der Sozialwirtschaft im Freistaat Sachsen. Schnell wird die Geschäftsstelle zudem Anlaufpunkt für Landes- und Dachverbände, die meist in Dresden ihren Sitz haben. Allerdings gibt es im Osten – bezogen auf die Einwohnerzahl – nur halb so viele Einrichtungen in freier Trägerschaft wie im Westen.
Auch die Strukturen in der Sozialwirtschaft entwickeln sich von vornherein anders: Den durch das Subsidiaritätsprinzip Anfang der 90er Jahre noch gewährleisteten grundsätzlichen Vorrang freier Träger vor öffentlichen Trägern „haben viele Entscheider in Kommunen und Landkreisen nicht im Kopf“. Schon früh wird die Bank daher auch von privaten Trägern angesprochen. „Die Frage, ob die BFS fast ausschließlich die Bank der Freien Wohlfahrtspflege bleibt oder die der sozialen Projekte und Einrichtungen wird, ist schon gelegentlich gestellt worden. Man wird sie wieder aufgreifen müssen“, heißt es bereits im Bericht von Geschäftsstellenleiter Dieter Thamm zu den Geschäftsstellen Leipzig und Dresden für 1995. Das gilt umso mehr, als die BFS im Osten eine Bank unter vielen ist, die sich um die Einrichtungen im sozialen Bereich bemühen.
Um die Bank und ihre speziellen Branchenkenntnisse bekannt zu machen und vor allem bei den freien Trägern zu positionieren, verfährt die Geschäftsstelle Dresden nach der schon in Leipzig bewährten Strategie: Es gilt, durch intensive persönliche Beratung und Betreuung potenzielle Kunden von der Erfahrung und der hohen Kompetenz der BFS zu überzeugen. Daher führt die Geschäftsstelle von Anfang an regelmäßig Kundenveranstaltungen durch, bei denen Fachvorträge zu verschiedensten Themen im Mittelpunkt stehen. Schnell stellt sich heraus, dass praxisnahe Themen wie GmbH-Gründung, Einführung der Pflegeversicherung, Öffentlichkeitsarbeit oder Steuerfragen stärker nachgefragt werden als allgemeine politische oder soziale Themen. Wegen des besonderen Interesses entwickelt sich in Dresden zudem ein Arbeitskreis „Controlling“. Mit dieser Strategie kann die Geschäftsstelle viele Kunden gewinnen.
„Offenheit, auch neue Schritte zu wagen und in Bildung und Erziehung ganz bewusst zu investieren, weil das die beste Investition in die Zukunft ist. Die BFS hat genau das getan und einen hohen Vertrauensvorschuss gegeben. Unsere Erfahrungen sind uneingeschränkt positiv. Wir haben professionelle Unterstützung erlebt.“
Thomas Ertel (l.) | Thomas Kunz (r.)Geschäftsführer der Freien Evangelischen Schule Dresden gGmbH (Ertel) | Schulleiter der Grund- und Oberschule der Freien Evangelischen Schule Dresden gGmbH (Kunz)
Die engagierte Arbeit an der Basis, verbunden mit intensiver Netzwerktätigkeit, führt trotz der teilweise schwierigen Rahmenbedingungen innerhalb weniger Jahre zum Erfolg. So kann man 1996 gegenüber dem Vorjahr einen Anstieg des Bilanzvolumens um 15 Prozent und eine Zunahme der Neukunden um etwa ein Drittel verzeichnen. Entsprechend zufrieden feiert die Geschäftsstelle Dresden 1997 – bei gutem Wetter und mit rund 100 Kunden – das 5-jährige Bestehen bei einem Barbecue.
Ausruhen kann sich die Geschäftsstelle Dresden auf ihrem Erfolg aber nicht. Denn schon bald gibt es in Sachsen kaum noch Neugründungen oder Trägerwechsel in der Freien Wohlfahrtspflege. Neukunden können deshalb nur noch über das Abwerben von anderen Banken gewonnen werden. Eine Aufgabe, die den Geschäftsstellenleitern – zunächst Dieter Thamm, dann Volker Sitte, anschließend Anke Buder und seit 2010 Thomas Nitzschner – bestens gelingt. Das liegt vor allem an dem klaren Fachbankprofil, das sich die BFS in Sachsen inzwischen erarbeitet hat. Es liegt aber auch daran, dass die Dresdner BFS-ler einen sehr guten Kontakt zu ihren Kund*innen haben und ihnen sowohl durch Vortragsveranstaltungen als auch bei Kundenempfängen regelmäßig Möglichkeiten zum fachlichen und persönlichen Austausch bieten.
„Meine schönste Erinnerung an die Bank für Sozialwirtschaft? Ja, die Weinfeste, die wir in Dresden feiern konnten.“
Dr.-Ing. Herbert Güntherwar von 1992 bis Ende 2020 alleiniger Geschäftsführer der DRK-Krankenhäuser in Sachsen und Mitglied des Zentralbeirates der BFS
Die Geschäftsstelle Dresden macht sich so einen Namen als neutrale Plattform, die verbandsübergreifend geschätzt wird. Ehe die zunehmenden Compliance-Vorschriften hier einen Riegel vorschieben, lädt sie zudem ausgewählte Kund*innen mehrfach zu „Kaminabenden“ ein, die fachliche und gesellige Programmpunkte kombinieren und bei den Teilnehmer*innen sehr gut ankommen.
In den 2010er Jahren sind es ganztägige Fachtage zu aktuellen Themen des Sozialmanagements, die Kund*innen aus ganz Mitteldeutschland anziehen, z. B. „Altenhilfetage“ oder „Rechtstage“. Bis zu sechs Veranstaltungen pro Jahr führen die Geschäftsstellen Dresden und Leipzig bis zum Ausbruch der Corona-Pandemie 2020 in Sachsen durch, oft in Räumen von Kund*innen – um auch damit in der Sozialwirtschaft zu bleiben. Zugleich sind die Dresdner BFS-ler als Gäste und Aussteller regelmäßig auf Veranstaltungen ihrer Kund*innen, und Netzwerkpartner*innen präsent, z. B. bei der Mitgliederversammlung des Paritätischen Sachsen oder dem Pflegefachtag des bpa. Auch bei geselligen Abenden wirken sie gerne mit, z.B. beim jährlichen Bowling-Cup der Lebenshilfe.
Gut 30 Jahre nach ihrer Eröffnung feiert die Geschäftsstelle Dresden in den Jahren 2022 und 2023 mit zahlreichen Kund*innen deren 30-jährige Jubiläen. Viele von ihnen hat die Geschäftsstelle von Anfang an begleitet. Mehrfach sind aus kleineren, regionalen Trägern in dieser Zeit bundesweit tätige Konzerne geworden. Zu einem guten Teil kommen die Kund*innen der Geschäftsstelle Dresden aus den Bereichen Altenhilfe und Bildungswesen. Auch einige Krankenhausträger zählen dazu.
„Das Besondere an der Bank für Sozialwirtschaft für mich ist natürlich einmal geprägt von der Situation des Jahres 1991, dass es die Bank war, die gemeinsam mit uns den Start vollzogen hat. Und natürlich auch, dass wir mit der Bank für Sozialwirtschaft eine Vielzahl von Investitionsvorhaben für das Krankenhaus primär, aber auch für die begleitenden Teile im Sinne Gesundheitszentrum, Ärztehäuser etc., dass man diese Dinge gemeinsam in Angriff nehmen konnte und gestaltet hat."
Dr.-Ing. Herbert Güntherhat rund um die DRK- Krankenhäuser Chemnitz-Rabenstein und Lichtenstein in den letzten rund 30 Jahren zwei Gesundheitszentren aufgebaut.
Seit 2019 gehört die BFS Dresden gemeinsam mit den Geschäftsstellen in Leipzig, Erfurt und Magdeburg zur Regionaldirektion Ost, die seit August 2022 von Isabel Rost geleitet wird. „Zu unserem Weg in die Zukunft gehört ein immer stärker werdendes Wir-Gefühl in der Regionaldirektion Ost“, sagt Geschäftsstellenleiter Thomas Nitzschner.
Keinen Beitrag mehr verpassen?
Von 1923 bis 2023
6 Themenschwerpunkte verweisen darauf, in welchen Rollen die Bank für Sozialwirtschaft in den letzten 100 Jahren gemeinsam mit ihren Kund*innen und Gesellschaftern gewirkt hat.