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1966: Start ins Digitalzeitalter

1966 führt die „Hilfskasse“ das erste elektronische Datenverarbeitungssystem ein. Die EDV-Anlage bildet den Auftakt für eine Digitalisierung aller Arbeitsprozesse.

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In den 1960er-Jahren beginnt – zunächst weithin unbemerkt – der Siegeszug der Digitalisierung. Vor allem die Fortschritte in der Transistortechnik erlauben den Bau immer kleinerer und gleichzeitig leistungsfähiger Computer, die zur elektronischen Datenverarbeitung (EDV) eingesetzt werden. Die neue Ära hält bei der „Hilfskasse“ zunächst in Form eines „Electronic-Typer“ Einzug, ein über Lochkarten gesteuerter Schreibautomat, der vorgefertigte Bausteine zu Texten kombiniert.

„Steinzeit“ der Digitalisierung 1: Die ersten „Electronic-Typer“ in den 1960er-Jahren sind eine Mischung aus Schreibmaschine und einfachem Textverarbeitungsprogramm.

„Steinzeit“ der Digitalisierung 2: Die ersten elektronischen Buchungssysteme erinnern an Registrierkassen. Der eigentliche Rechner hat monströse Ausmaße und steht in einem separaten, gut gesicherten EDV-Raum.

1975 wird in der BFS Berlin die sogenannte bildschirmorientierte, plattenorgansierte EDV-Anlage der Firma MAI installiert.

Zögerlicher Einstieg ins Computerzeitalter

Ab 1965 treibt der damalige stellvertretende Geschäftsführer Karl Klerx engagiert die Idee voran, die Kölner Geschäftsstelle mit einer elektronischen Datenverarbeitungsanlage auszustatten und damit das Kerngeschäft der Bank auf die neue Technologie umzustellen. Man verspricht sich von der EDV neben einer Rationalisierung aufwendiger Schreibarbeiten auch die Reduktion von Fehlern. Dennoch löst der Vorschlag nicht überall Begeisterung aus, vor allem im Aufsichtsrat und im Rechnungswesen gibt es zunächst Bedenken: Was, wenn sensible und unentbehrliche Daten in den unergründlichen Schaltkreisen der Computer verloren gehen?

Letztlich können die Bedenken ausgeräumt werden, 1966 stimmt der Aufsichtsrat dem Vorhaben zu. Im selben Jahr wird der erste elektronische Buchungsautomat angeschafft, der Daten aus einem Magnetbandspeicher ausliest und rechnergestützt auswertet. Als Back-up dienen aber eine Zeitlang weiterhin manuell auswertbare Buchungskarten. 1968 kann die „Hilfskasse“ erstmals einen Jahresabschluss und die Bilanz vollständig auf Basis der EDV erstellen – und damit auch manch früheren Skeptiker überzeugen.

Der Bildschirm erobert den Arbeitsplatz

In den 1970er-Jahren revolutionieren weitere Meilensteine die Computertechnik: Integrierte Schaltkreise in immer kleiner werdenden Mikrochips machen EDV-Anlagen noch kompakter, leistungsfähiger und günstiger. Dadurch werden auch die unpraktischen Magnetbänder als Speichermedium von Festplatten abgelöst. Diesem Trend folgend, installiert die BFS 1975 an ihrem Berliner Standort eine sogenannte bildschirmorientierte, plattenorgansierte EDV-Anlage der Firma MAI. Das System bildet für viele Jahre die Basis der elektronischen Datenverarbeitung der Bank und wird ständig modernisiert und erweitert.

Parallel dazu ziehen im Laufe der 1980er-Jahre sogenannte Arbeitsplatzrechner in sämtliche Büros der BFS ein – der PC tritt seinen Siegeszug an. Stolz erwähnt eine BFS-Broschüre 1983: „Neben eigenen Datenverarbeitungsanlagen verfügen unsere Geschäftsstellen über moderne Textverarbeitungssysteme zur Abwicklung des täglichen Briefverkehrs, zur Erstellung von Informationen und Rundschreiben.“ 

Ab 1988 verfügen auch die Mitglieder des Aufsichtsrates über die Segnungen moderner Technik. In Erwartung einer erheblichen Entlastung bei den Personal- und Sachkosten sowie eines beschleunigten Informationsflusses erhalten die Aufsichtsräte „einen PC mit dem Standard-Betriebssystem MS-DOS zur Verfügung [gestellt], so dass wir Ihnen künftig unsere gesamten umfänglichen BFS-Dokumentationen, betriebswirtschaftlichen Ausarbeitungen und Texte per Diskette zusenden können“. Die PCs verfügen – aus heutiger Sicht unvorstellbar – über gerade einmal 640 Kilobyte Arbeitsspeicher und eine 20-MB-Festplatte.

Die BFS rüstet ihre EDV-Anlagen konsequent nach

Die mittlerweile auch in Köln installierte MAI-Anlage stößt gelegentlich an ihre Grenzen. In einem Bericht wird 1988 beklagt, dass sich dies vor allem „zu Ultimo und Quartalsultimo“ bemerkbar mache, an der EDV-Anlage seien dann Arbeitszeiten bis in die Nachtstunden hinein an der Tagesordnung. Eine erweitere EDV-Lösung sei dringend geboten.

Diese wird 1992 realisiert, in der bis dahin größten Hardware-Umstellung in der BFS werden nahezu gleichzeitig in Berlin, Köln, Hannover und München neue „Sequent“-Systeme in Betrieb genommen. Der wenig später einsetzende Siegeszug des Internets, neue PC-gestützte und Online-Dienste für die Kunden sowie rasante Weiterentwicklungen in der Digitaltechnik führen 2006 zu einer weiteren kompletten IT-Umstellung: Die BFS nimmt eine neue Bankensoftware von SAP in Betrieb. Aber das ist eine andere Geschichte.

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