MeilensteineGeschichte 021

1965 steigt die „Hilfskasse“ in das Spargeschäft ein

Das Anbieten von Sparmöglichkeiten verschafft der „Hilfskasse“ neue Ertragsmöglichkeiten – ohne damit in das Massengeschäft einzusteigen.

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Mitte der 1960er-Jahre haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in der Bundesrepublik nachhaltig verändert. Die Mangelwirtschaft der Nachkriegszeit ist einem anhaltenden Aufschwung gewichen, das „Wirtschaftswunder“ sorgt unvermindert für den vom Bundeskanzler und früheren Wirtschaftsminister Ludwig Erhard postulierten „Wohlstand für Alle“. Vor diesem Hintergrund leitet die „Hilfskasse“ eine Neuausrichtung ein, die neben dem bisherigen Treuhandgeschäft auch das sogenannte Eigengeschäft vorsieht. Hierzu gehört ein Bereich, der mittlerweile geradezu stürmische Wachstumsraten verzeichnet: das Spargeschäft. Von 1960 bis 1965 haben sich die Spareinlagen bundesweit auf 110 Milliarden D-Mark mehr als verdoppelt.

Nutznießer sind Geschäftsbanken, die ihren Kunden vielfältige Sparmöglichkeiten anbieten und in hartem Wettbewerb um Sparkunden werben. Bislang beteiligt sich die „Hilfskasse“ nicht am Spargeschäft, obwohl der Gesellschaftsvertrag „Bankgeschäfte aller Art“ ausdrücklich zulässt. Ein kleines Engagement in den 1950er-Jahren in Kooperation mit der „Berliner Bau- und Bodenbank AG“ blieb eine kurze Episode.

Trotz der Einführung von Sparbüchern betreibt die „Hilfskasse“ das Spargeschäft nicht über den persönlichen Kontakt in Filialen, sondern als „Fernsparen“ auf dem Postweg.

Spargeschäfte zum Nutzen der Freien Wohlfahrtspflege

Das soll sich 1965 ändern. Immer wieder fragen Kunden aus der Freien Wohlfahrtspflege bei der „Hilfskasse“ nach Möglichkeiten, Gelder anzulegen. Direktor Walter Liebchen greift das Thema engagiert auf, er sieht im Spargeschäft das Potenzial, zusätzliche Erträge zu generieren, die letztlich den Gesellschaftern der „Hilfskasse“ und damit der Freien Wohlfahrtspflege zugutekommen. Zumal ein Einlagenzustrom auch die Eigenmittel der Bank erhöhen und damit mehr Spielräume bei der Kreditvergabe schaffen würde.

In einem ersten Schritt firmiert die „Hilfskasse“ um, sie heißt ab Mai 1965 „Hilfskasse Bankgesellschaft GmbH“, um ihr neues Selbstverständnis sichtbar nach außen zu kommunizieren. Intern beginnt die „Hilfskasse“ mit dem Aufbau einer Sparabteilung. Und im Dezember 1965 stimmt der Aufsichtsrat dem Einstieg in das Spargeschäft zu.

Es unterscheidet sich aber grundlegend von den Gepflogenheiten normaler Banken: Ein Massengeschäft ist nicht vorgesehen. Die Sparmöglichkeiten bei der „Hilfskasse“ stehen nur Personen oder Organisationen offen, die sich in der Freien Wohlfahrtspflege sowie im sozialen oder kirchlichen Bereich engagieren. Außerdem gibt es kein Filialnetz, das Spargeschäft wird als „Fernsparen“ auf dem Postweg abgewickelt. 

1972 erweitert die Bank für Sozialwirtschaft ihr Angebot für Sparer um den BFS-Sparbrief.

Beeindruckende Zahlen sprechen für sich

Der Erfolg des neuen Angebotes wird rasch sichtbar: Für das Jahr 1966 konstatiert der Geschäftsbericht ein Anwachsen der gesamten Kundeneinlagen um 6,9 Millionen D-Mark oder 65,7 Prozent – das neue Spargeschäft hat mit 2,9 Millionen einen bedeutenden Anteil daran. Schon nach wenigen Jahren kann die „Hilfskasse“ 1969 angesichts einer um knapp 10 Prozent gestiegenen Bilanzsumme feststellen: „Die Ursache der Geschäftsausweitung ist wie in den Vorjahren zu einem großen Teil in der Steigerung der Kundeneinlagen zu finden.“

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