1993 tragen Mitarbeitende aktiv und konstruktiv dazu bei, die BFS fit für die Zukunft zu machen.
Anfang der 1990er-Jahre wird die BFS nicht nur vom notwendigen „Aufbau Ost“ in den neuen Bundesländern stark gefordert. Unabhängig von der deutschen Wiedervereinigung sieht sie sich Herausforderungen gegenüber, zu deren Bewältigung neue Strategien entwickelt werden müssen. So wird ausgerechnet 1993, im Jahr des 70-jährigen Bestehens der Bank, „Sozialabbau“ zum Wort des Jahres erklärt. In der Tat werden die Leistungen der Sozialbank von deren Kunden stärker benötigt denn je. Hinzu kommen Trends wie der zunehmende Wettbewerb der gemeinnützigen Sozialwirtschaft gegenüber privaten und gewerblichen Anbietern, die steigende Bedeutung von wirtschaftlichem Management in der Freien Wohlfahrtspflege oder eine wachsende Technisierung des Bankgeschäfts zulasten der persönlichen Kommunikation.
Eine von der BFS beim renommierten Mainzer Wirtschaftswissenschaftler Professor Karl-Heinrich Hansmeyer in Auftrag gegebene Zukunftsstudie prognostiziert – sehr zutreffend, wie sich bald herausstellen wird –, dass Menschen künftig mehr Sinn in ihrer Arbeit sehen und mitgestaltender und selbstständiger arbeiten wollen, und dies zunehmend von zu Hause aus. Aus heutiger Sicht ebenfalls bemerkenswert: Die Beschleunigung des Lebens, die Notwendigkeit lebenslangen Lernens, die Polarisierung der Gesellschaft durch ein kompromissloses „Recht haben wollen“ oder der rasant steigende Einfluss „elektronischer Medien“ werden erstaunlich korrekt vorhergesagt. Zutreffend ist auch eine für die BFS wichtige Schlussfolgerung: Gerade wegen der Technisierung der Kommunikation benötigten Menschen echte Partner, zu denen sie persönliche Beziehungen aufbauen können. Direktor Karl Klerx zieht daraus den Schluss, dass kein Unternehmen an der BFS vorbeikomme, wenn zur Fachlichkeit der Bank eine echte partnerschaftliche Grundeinstellung der Mitarbeitenden sowie eine gleiche Motivlage und menschliche Nähe hinzukommen.
Die Geschäftsführung der BFS nimmt deshalb die Jubiläumsfeiern 1993 nicht nur zum Anlass, mit allen Mitarbeitenden über diese Themen zu diskutieren. Sondern bezieht auf Initiative von Stephanie Rüth und Bernd Labetzsch aus der BFS Service GmbH schon vor der Mitarbeitertagung Beschäftigte in die Erarbeitung konkreter Vorschläge mit ein. Dieser „Aufbruch von innen“ ist in der Konzeption und Durchführung seiner Zeit weit voraus und bis heute ein leuchtendes Beispiel für die Innovationsbereitschaft der BFS.
Schon kurz nach der Auftakttagung anlässlich des Jubiläums treffen sich Mitarbeitende mehrmals in inoffiziellen Arbeitskreisen zum „Aufbruch von innen“. Auf besonders großes Interesse stoßen dabei die Themenfelder „Personalarbeit“ und „Interne Kommunikation“. Zusätzlich finden zahlreiche, oft von externen Experten aus der Sozialwirtschaft begleitete Workshops zu „Zukunftsfragen“ statt. Als vorrangige Ziele definiert der „Aufbruch von innen“ die Stärkung und Verbesserung der Kommunikationsfähigkeit, die Verbesserung und Beschleunigung der internen Kommunikationswege, die Verkürzung von Entscheidungswegen, mehr Transparenz und Verantwortlichkeit für die Beschäftigten. In der Personalarbeit wünscht man sich mehr dezentrale Führung und mehr qualifizierende Schulungen.
Auf diesem Gebiet liegen zunächst auch die Schwerpunkte der Umsetzung: 1994 startet als Pilotprojekt ein Traineeprogramm, das sich an BFS-Mitarbeitende mit Kundenkontakt im Kreditgeschäft, in Teilen aber auch an neue Mitarbeitende und Auszubildende richtet und spezifisches Fachwissen rund um die Freie Wohlfahrtspflege vermittelt. Erfahrene BFS-Spezialisten bringen ihr Wissen als Referenten in das Programm ein, zu dem auch die praktische Ausbildung in verschiedenen Tätigkeitsfeldern der BFS gehört. Parallel wird eine neue Ausbildungsordnung erarbeitet, die Anfang 1995 in Kraft tritt und neue Verfahren zur Auswahl, Einführung und Betreuung von Auszubildenden ermöglicht.
Umgesetzt werden diese ersten Maßnahmen von der Fachabteilung „Personal und Allgemeine Organisation“, die im Rahmen des „Aufbruchs von innen“ ebenfalls neu strukturiert wird. Zur neuen Transparenz und zu einer verbesserten internen Kommunikation gehört auch, dass die Protokolle des Mitarbeitenden-Arbeitskreises regelmäßig von der Geschäftsführung in der Mitarbeiterinformation „BFS-INTERN“ kommuniziert werden.
Zwar werden nicht alle Anliegen und Vorschläge des „Aufbruchs von innen“ sofort und vollständig umgesetzt. Dessen ungeachtet gibt er durch die innovativen Ideen und das gelebte Miteinander der BFS Impulse, die bis heute positiv nachwirken.
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Von 1923 bis 2023
6 Themenschwerpunkte verweisen darauf, in welchen Rollen die Bank für Sozialwirtschaft in den letzten 100 Jahren gemeinsam mit ihren Kund*innen und Gesellschaftern gewirkt hat.