ImpulsgeberinGeschichte 058

Vision Design für die Bank

Auf ihrem 70. Jubiläum diskutiert die Sozialbank Szenarien zur Zukunft der BFS – einige sind bis heute aktuell.

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Ende 1992 ist es so weit: Die BFS Service GmbH hat eine Systematik entwickelt, auf deren Basis sie den Kunden der Bank ein Beratungsangebot zur Zukunftsentwicklung machen kann. Um das „Vision Design“ zu testen, erhält sie von der Geschäftsführung der Bank den Auftrag, das neue System auf die Zukunft der BFS anzuwenden und die Ergebnisse im Rahmen der Mitarbeitertagung anlässlich des 70. Geburtstags der Bank 1993 zu präsentieren und zu diskutieren.

Entwurf verschiedener Zukunftsbilder und Visionen

Die Idee von Bernd Labetzsch und Stephanie Rüth aus der BFS Service: Statt wie gewohnt aus der Vergangenheit in die Zukunft zu „extrapolieren“, wendet das „Vision Design“ eine „retropolierende“ Betrachtung an. Über ein systematisches Monitoring und eine Analyse zukunftsrelevanter Informationen wird ein Zukunftsbild für ein Unternehmen entworfen, aus dem heraus quasi rückblickend Handlungsempfehlungen für die Gegenwart entwickelt werden. Dazu werden unter anderem verschiedene Szenarien entwickelt.

„Szenarien sind kreativ formulierte Wahrscheinlichkeiten. Sie sind keine Prognosen, sondern beschreiben Zukünfte oder Entwicklungen, die unter bestimmten Bedingungen möglich oder wahrscheinlich erscheinen.“

Bernd Labetzschwar 1993 Marketingleiter der Bank und Prokurist in der BFS Service GmbH und ist heute im Ruhestand

Basis für die Szenarien sind „Annahmen über die künftige Entwicklung“ des Unternehmens selbst und wesentlicher Umfeldbereiche. Für die Sozialbank sind dies gesellschaftliche und politische Tendenzen, die Arbeitswelt, der Bereich Banken/Finanzdienstleistung, die Freie Wohlfahrtspflege und die Sozialwirtschaft. Drei Leitvisionen werden den Szenarien übergeordnet:

•    An der BFS kommt niemand aus der Sozialwirtschaft vorbei.
•    Wo wir sind, ist vorne.
•    Wir zeigen die Zukunft der Sozialwirtschaft.

Vier Szenarien berichten im Jahr 1993 rückblickend aus dem Jahr 2013 über die BFS

Neben den Wohlfahrtsverbänden sind große Umweltorganisationen, Krankenhauskonzerne, Krankenkassen und sozial engagierte Unternehmer aus der gewerblichen Wirtschaft Großaktionäre der Holding „Gesellschaft für Sozialwirtschaft AG“ aus Szenario 4.

Ausschnitt aus den Annahmen zum Bankenbereich von 1993

Ausschnitt aus den Annahmen zur Zukunft der BFS

Vier Szenarien, die die rückblickend aus dem Jahr 2013 berichten, was aus der Unternehmensgruppe geworden ist, werden vorgestellt und sorgen bei den Mitarbeiter*innen für lebhafte Debatten und teilweise auch für Erheiterung. So führt Szenario 1 „Intrapreneure: Die BFS wird in unternehmerisch selbständige Einheiten zerlegt“ dazu, dass sich Geschäftsstellenleiter, die sich selbst als „Unternehmer im Unternehmen“ sehen, den Titel „Intrapreneur“ ans Revers heften - die später als Profit-Center geführten Geschäftsstellen werfen ihre Schatten voraus. Szenario 2 „Fachbank der Sozialwirtschaft im deutschsprachigen Raum – Die BFS wird außerhalb der Freien Wohlfahrtspflege aktiv“ erscheint aus heutiger Sicht eine Selbstverständlichkeit – auch wenn es beim Bundesgebiet geblieben ist. Der Titel von Szenario 3 „Kooperationen – Die BFS wird zum Dienstleistungskaufhaus der Sozialwirtschaft“ könnte noch 30 Jahre später eine der Überschriften des aktuellen Transformationsprozesses sein. Szenario 4 „Holding: Gesellschaft für Sozialwirtschaft AG“ ist bis heute eine denkbare Zukunft. Die dort formulierte Idee einer Holding wird heute in einer etwas anderen Form als Struktur für das 2. Jahrhundert der Unternehmensgruppe diskutiert.

„Nicht die heutigen Bedingungen im Unternehmen sind wichtig, sondern erst im Anschluss an die Erarbeitung der Szenarien wird geprüft, was heute getan werden kann, damit Zukunftsbilder Realität werden.“

Stephanie Rüthwar 1993 Mitarbeiterin der BFS Service GmbH und leitet heute die Stabsstelle Investor Relations

Weiterentwicklung der Ideen mit dem Aufsichtsrat und Zukunftsberatung für Kunden

Zwei Folgen hat die Präsentation der Zukunftsszenarien auf der Mitarbeitertagung zum 70. Jubiläum: Die Geschäftsführung der Bank greift verschiedene Ideen daraus für ihre Debatte mit dem Aufsichtsrat zu „Zukunftsfragen der BFS“ auf und entwickelt sie weiter. Diskutiert werden u.a. die Aufnahme eines 7. Gesellschafters, die Schaffung einer BFS-Beteiligungsgesellschaft und die Aufnahme von Kooperationsverhandlungen zur Eröffnung neuer Vertriebswege. Hier werden erste Überlegungen sichtbar, die 1997 auch für die AG-Umwandlung eine Rolle spielen.  

Zum anderen startet die BFS Service GmbH mit der Zukunftsberatung für interessierte Kunden. Im Rahmen von „Moderierten Zukunftsgespräche“ setzen sich zahlreiche gemeinnützige Träger und Einrichtungen intensiv mit der Zukunft ihrer Organisation auseinander – in einer interdisziplinären und hierarchieübergreifenden Zusammensetzung von Mitarbeitenden. Zentrale Erkenntnis: Ein Workshop mit Menschen, die sehr verschiedene Sichtweisen auf das eigene Haus haben, zeigt künftige Chancen und Entwicklungsmöglichkeiten sehr gut auf.

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