MeilensteineGeschichte 031

Geschäftsstelle München: Sichtbarer Strategiewechsel

Der Ausbau des Eigengeschäfts führt zum Aufbau eines Filialnetzes. Die erste Geschäftsstelle neben Berlin und Köln entsteht 1978 in Bayern.

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Ab 1923 arbeitet die damalige „Hilfskasse“ zunächst ohne Filialen von ihrem Berliner Sitz aus. Nach der Gründung der Kölner Niederlassung 1948 entwickelt diese sich zum wichtigen Standort für die Kundengewinnung und -betreuung – zumal neben der Regierung auch alle Wohlfahrtsverbände ihren Sitz im nahen Bonn haben. Die gesamte Bundesrepublik wird ohne weiteres Filialnetz jahrzehntelang von Köln aus betreut. Einerseits sieht die BFS einen Vorteil darin, die im speziellen Geschäft mit Wohlfahrtseinrichtungen geschulten und erfahrenen Fachkräfte an den beiden Standorten Berlin und Köln zu konzentrieren. Andererseits bedeutet der Verzicht auf ein Filialnetz auch Kostenvorteile, die in Form günstiger Zinssätze an die Kunden der Bank weitergegeben werden können. Deutlich wird diese Strategie an der lange verwendeten Aussage, deren Urheber nicht bekannt ist: „In Wirklichkeit ist die BFS auch ohne Zweigstellen für keinen ihrer Kunden weiter als der nächste Briefkasten entfernt. So gesehen hat die BFS 110.000 Zweigstellen in der BRD, genauso viele nämlich, wie es Postbriefkästen gibt.“

Die BFS ändert ihre Strategie und zeigt mehr Präsenz vor Ort

Noch 1973, zum 50-jährigen Jubiläum, wird in der Festschrift vor einer Abkehr von diesem Prinzip gewarnt: „Die vermeintlichen Vorzüge von BFS-Zweigstellen [seien] eine Angelegenheit des Vorurteils, nicht der Vernunft“, in der harten Realität würden die Zins- und Kostenvorteile der BFS beim Aufbau eines Filialnetzes erheblich beeinträchtigt.

Wenige Jahre später wird diese Einschätzung gründlich revidiert. Die Ausgabe und Verwaltung staatlicher Kreditmittel verliert an Gewicht, das Eigengeschäft der BFS gewinnt stark an Bedeutung. Und damit der Stellenwert einer kundenorientierten Arbeit, die auch räumlich näher an den Kunden stattfindet. Einmal, weil in den Bundesländern unterschiedliche gesetzliche Regelungen greifen und die meisten Träger der Freien Wohlfahrtspflege dort jeweils eigene Landesverbände unterhalten. Zum anderen gibt es starke regionale Mentalitätsunterschiede, auf die bei Kundengesprächen mit regionalen Repräsentanzen besser eingegangen werden kann.

Vor diesem Hintergrund beschließt der Aufsichtsrat der BFS auf Vorschlag der Geschäftsführung im Dezember 1976, ein Filialnetz – vornehmlich in den Landeshauptstädten – aufzubauen. Nach einer gründlichen Marktanalyse fällt die Wahl für die erste Geschäftsstelle auf München. 

Im Januar 1978 wird die zunächst am Bavariaring oberhalb der Theresienwiese untergebrachte Geschäftsstelle München eröffnet.

Die Münchner Geschäftsstelle wird schnell zum Erfolgsmodell – und zum Vorbild 

Eröffnet wird die zunächst am Bavariaring oberhalb der Theresienwiese untergebrachte Geschäftsstelle München im Januar 1978 mit einer Fachveranstaltung, auf der hochkarätige Referenten zu aktuellen Branchenentwicklungen referieren: Dr. Willi Rückert und Dipl.-Arch. Hans-Peter Winter vom Kuratorium Deutsche Altershilfe (KDA) zur Modernisierung von Altenpflegeeinrichtungen, und Prof. Dr. Siegfried Eichhorn vom Deutschen Krankenhaus Institut zum Krankenhaus-Management.

Die neue Geschäftsstelle wird von Stephan Senf geleitet, der diese Position, bis 1997 innehat. Schnell generiert sie erfreuliche Umsätze. Auch, weil die Mitarbeitenden intensive Kontakte mit den Kunden pflegen – sowohl bei regelmäßigen Vortragsveranstaltungen als auch ganz landestypisch alljährlich auf dem Oktoberfest. Bei einem Wiesn-Besuch kann BFS-Geschäftsführer Heinz-Bodo Lucke 1987 erfreut feststellen, dass Geschäftsstellendirektor Senf „in einer Trachtenjacke erschienen ist“, weshalb man davon ausgehen könne, „daß die Eingemeindung auch ideell vollzogen worden ist“.  Für die Eröffnung weiterer Geschäftsstellen spielt München damit eine sehr positive Vorreiterrolle und bestätigt den Strategiewechsel der Geschäftsführung. 

Kontinuierlich vergrößert die Geschäftsstelle München ihren Kundenkreis in Bayern. Um den Kunden in Franken einen direkten Kontakt zur BFS zu ermöglichen, wird 2004 in Nürnberg eine Repräsentanz eröffnet. Organisatorisch gehört die Repräsentanz Nürnberg zur Geschäftsstelle München. 2008 zieht die BFS München an den Stachus und bietet den Kunden damit eine zentrale Anlaufstelle im Stadtzentrum.

„Wir sind seit vielen Jahren Kunden der Bank für Sozialwirtschaft und schätzen das einmalige Profil dieser ´Institution´. Keine andere Bank weist diese Bandbreite an Kompetenzen auf: Fachliche Expertise der Sozialwirtschaft auf höchstem Niveau und grundsolide, aber auch kreative Bankgeschäftstätigkeit. Diese Verbindung macht die Bank für Sozialwirtschaft in der Tat ´einmalig.“

Horst SchmiederVorstand KWA Kuratorium Wohnen im Alter

Silke Scherf wird 2014 zunächst Direktorin für das Bundesland Bayern. Seit 2019 ist sie als Regionaldirektorin Süd verantwortlich für die Geschäftsstellen in Bayern und Baden-Württemberg.

40 Jahre BFS München und mehr: Hervorragende Perspektiven 

2014 legt die Bank die Führung der Niederlassungen in München und Nürnberg in neue Hände: Silke Scherf wird Direktorin für das Bundesland Bayern. Seitdem verzeichnet die Geschäftsstelle München eine hervorragende Entwicklung. Stolz feiert sie vor diesem Hintergrund 2018 ihr 40. Jubiläum mit mehr als 100 Kunden und fast 20 BFS-lern im Münchner Traditions- „Wirtshaus in der Au“. Auch zwei Ehemalige BFS-ler kommen und werden von vielen langjährigen Kund*innen herzlich begrüßt: Stephan Senf, der erste Geschäftsstellenleiter, und Günther Weinhold, der bis zu seinem Ruhestand viele Jahre Kundenbetreuer in der Geschäftsstelle München war.

In freudiger Erwartung: Das Team der Geschäftsstellen München und Nürnberg vor Beginn des Kundenempfangs zum 40-jährigen Jubiläum der Geschäftsstelle München im „Wirtshaus in der Au“

Silke Scherf, Regionaldirektorin Süd, und Enrico Meier, Direktor Geschäftsbereich Markt, begrüßen die Gäste zum Jubiläumsempfang.

Mehr als 100 Kund*innen nutzten den Jubiläumsempfang der Geschäftsstelle zum persönlichen Austausch.

„Die Geschäftsstelle München ist einer der Leistungsträger unserer Bank! Sie weist steigende Volumina im Kreditgeschäft und im Anlagemanagement auf und sie hat zahlreiche neue Kunden für den Zahlungsverkehr gewonnen. Dafür möchte ich mich bei unserem Team der Geschäftsstelle München ganz herzlich bedanken! Mein Dank gilt natürlich auch Ihnen allen, denn ohne Sie wäre diese Entwicklung nicht möglich gewesen!“ So würdigt der Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. Harald Schmitz in seiner Ansprache zum 40. Jubiläum das Engagement der Münchner Kundenbetreuer*innen und die Treue der Kund*innen.

Ute-Maria Wesseln und Peter Schwade aus der Geschäftsstelle München schärfen auf dem Münchner Fundraisingtag 2022 das Profil der BFS als Spendenbank.

Johannes Enzenhöfer ist der Ansprechpartner der bayerischen Kund*innen in der Institutionellen Wertpapierberatung.

Die sehr positive Geschäftsentwicklung hat sich seitdem fortgesetzt. Heute ist die Geschäftsstelle München vor allem im Krankenhaus- und Reha-Sektor stark vertreten. Hier spielen syndizierte Kredite und die Zusammenarbeit mit Fondsgesellschaften eine wichtige Rolle.  Der große Erfolg  in Bayern ist vor allem auf das Engagement und die hohe Identifikation des Teams mit der BFS und ihren Kund*innen zurückzuführen. Die Geschäftsstellen München und Nürnberg arbeiten sehr eng zusammen und haben in der Wertpapierberatung mit Johannes Enzenhöfer sogar einen gemeinsamen Kollegen, der ausschließlich für Kunden in der Region zuständig ist.

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