Durch systematisches Monitoring der Sozial- und Gesundheitswirtschaft stärkt die Bank ihre Branchenkompetenz und agiert als Impulsgeberin für ihre Kunden.
Bis weit in die 90er Jahre hinein sind die Geschäftsführung und die Kundenbetreuer*innen der Bank für Sozialwirtschaft in einem intensiven ständigen Austausch mit ihren Gremien und Kunden. Die Diskussion darüber, vor welchen Herausforderungen die Freie Wohlfahrtspflege steht und was die „Fachbank“ anbieten kann, um zu einer Lösung beizutragen, ist in der Zeit, wo die „Nutzenstiftung“ für die Kunden oberstes Gebot der BFS ist, immer präsent. Neue Angebote realisiert die Bank häufig gemeinsam mit den Wohlfahrtsverbänden oder auf deren Veranlassung. Über Veranstaltungen und Veröffentlichungen sorgt sie darüber hinaus dafür, dass sie für ihre Kunden eine zentrale Plattform für Debatten zu aktuellen Entwicklungen ist.
Ende der 90er Jahre beginnt die BFS, die Entwicklungen in der Freien Wohlfahrtspflege und in der Sozialwirtschaft insgesamt systematisch zu beobachten. Hintergrund dafür ist zum einen die Entwicklung zu „mehr Markt“ in der Sozialwirtschaft, die unter anderem mit der Einführung der Pflegeversicherung und durch die allmähliche Ablösung des Subsidiaritätsprinzips durch Ausschreibungsverfahren immer stärker zum Tragen kommt. Zum anderen ist die BFS durch die Eröffnung einer ganzen Reihe von Geschäftsstellen stark gewachsen, so dass es nicht mehr selbstverständlich ist, dass jeder Kundenbetreuer mit den immer komplexer werdenden ordnungs- und leistungsrechtlichen Rahmenbedingungen in den Kundenbranchen der Bank vertraut ist.
Die Ergebnisse der systematischen Marktbeobachtung durch das sozialwirtschaftliche Research kommen drei Zielgruppen zugute: Zum einen dem Management der Bank, für das vor allem Umbrüche in den Kundenbranchen unter dem Aspekt beleuchtet werden, was sie für die Weiterentwicklung der Angebote der Bank bedeuten. Zum zweiten den Mitarbeiter*innen der Bank, für die im Lauf der Zeit ein internes Schulungs- und Informationsprogramm aufgebaut wird, das sie sowohl über die grundlegenden Strukturen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft und ihrer Einzelbranchen unterrichtet als auch vertiefend zu aktuellen Veränderungen der rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen. Als die Bank in den 10er Jahren entscheidet, sich verstärkt in der Gesundheitswirtschaft zu engagieren, legt das Research gemeinsam mit dem Deutschen Krankenhausinstitut (DKI) eine zertifizierte berufsbegleitende Fortbildung für ihre Mitarbeitenden auf und bildet so die benötigten Finanzierungsexperten hausintern aus.
"Die fachkundige Arbeit vom BFS-Research war und ist im wahrsten Sinne des Wortes richtungsweisend für alle Vordenker und Gestalter in der Sozial- und Gesundheitswirtschaft. Ich erinnere mich insbesondere gern an das gemeinsame Buchprojekt "Wohnen und die Pflege von Senioren", in dem beispielhaft erfolgreich umgesetzte neue Formen von Wohnen und (Langzeit-)Pflege vorgestellt werden. Diese Darstellung neuer Leistungsangebote, Versorgungsarrangements und Geschäftsmodelle gewinnt auch heute noch stetig an Bedeutung - für Betreiber, Investoren, Kommunen und Wohnungswirtschaft."
Holger GöpelBranchenexperte, früherer Chefredakteur von CARE INVEST und sgp-REPORT
Für die Zielgruppe der Kund*innen und Netzwerkpartner transportiert das Research das Branchen-Know-how in vielfältiger Form nach außen. Treibende Kraft ist hier Dr. Berthold Becher, der das Europa-Büro und das Research in der Bank aufgebaut und bis zu seinem Ausscheiden in den Ruhestand Ende 2011 geleitet hat. So ruft er etwa gemeinsam mit Rainer Brückers, Geschäftsführer des AWO-Bundesverbandes, und Prof. Dr. Bernd Maelicke, Direktor des Instituts für Sozialarbeit und Sozialpädagogik (ISS) und Herausgeber der Publikationen des Nomos-Verlages, für die BFS 1997 mit dem „Kongress der Sozialwirtschaft“ den bundesweit einzigen branchenübergreifenden Kongress für Führungskräfte aus der Sozialwirtschaft ins Leben. Der Kongress findet seit 1999 alle zwei Jahre statt. Seit 2013 ist er als Kongress der Sozialwirtschaft e.V. organisiert; Träger sind die Bundesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (BAGFW), die Bank für Sozialwirtschaft und der Nomos-Verlag.
2006 gehört die Bank für Sozialwirtschaft gemeinsam mit mehreren großen Trägern aus der Wohlfahrtspflege, der Bertelsmann-Stiftung und dem Kuratorium Deutsche Altershilfe zu den Gründungsmitgliedern des Netzwerks SONG (Soziales neu gestalten). Das Netzwerk beschäftigt sich mit der Zukunft von Pflege, Versorgung und Teilhabe – und sorgt immer wieder für wegweisende Impulse. 2015 wurde auch für SONG ein e.V. gegründet und in den Folgejahren der Kreis der beteiligten Trägerorganisationen erweitert.
2012 startet das Research mit dem „BFS-Marktreport Pflege 2012 – Pflegeheime unter Druck“ eine Reihe von Branchenreports. Aktuell erscheint eine Publikationsreihe zum Thema „Erfolgsfaktor Nachhaltigkeit in der Sozialwirtschaft“. Immer geht es darum, Herausforderungen für die Zukunft in den Branchen der Sozial- und Gesundheitswirtschaft aufzuzeigen und Impulse zu geben, wie diese gelöst werden können. Das geschieht regelmäßig auch durch Vorträge auf Fachkongressen der Sozialwirtschaft.
Die Corona-Pandemie ist der Auslöser für ein neues Feld, auf dem das Research seit 2020 tätig ist: Gemeinsam mit den Verbänden der Freien Wohlfahrtspflege, dem Deutschen Verein, dem Bundesverband privater Anbieter (bpa) und der Universität Köln werden mehrere Umfragen zu den wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemie auf die Sozial- und Gesundheitswirtschaft durchgeführt. Die Ergebnisse unterstützen die Verbände bei ihren Verhandlungen um Schutzschirme und Rettungspakete. Ebenfalls viel Aufmerksamkeit erfährt 2022 ein Trendbarometer zu den Folgen der durch den Krieg in der Ukraine massiv gestiegenen Kosten. Auch dessen Ergebnisse nutzen die Verbände und Träger aus der Sozial- und Gesundheitswirtschaft bei ihren Verhandlungen um Ausgleichszahlungen und Schutzschirme.
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Von 1923 bis 2023
6 Themenschwerpunkte verweisen darauf, in welchen Rollen die Bank für Sozialwirtschaft in den letzten 100 Jahren gemeinsam mit ihren Kund*innen und Gesellschaftern gewirkt hat.