Erstmals ermöglichen verbandsübergreifende jährliche Betriebsvergleiche eine Bewertung der eigenen Leistungsfähigkeit und Kostenposition.
Mitte der 1990er Jahre brauchen die Pflegeeinrichtungen dringend Instrumente, die ihre Position bei den Pflegesatzverhandlungen stärken. Denn die Kostenträger haben einen erheblichen Informationsvorsprung - unter anderem, weil sie die Kostenstrukturen anderer Einrichtungen kennen. Aus dieser Erkenntnis heraus entwickelt die BFS Service GmbH gemeinsam mit dem AWO Bundesverband einen Betriebsvergleich für die stationäre Altenhilfe. Nach einer sechsmonatigen Testphase in verschiedenen Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt bringt die BFS Service GmbH 1997 den bundesweit ersten Betriebsvergleich für die stationäre Altenhilfe auf den Markt. Sein Ziel ist es, dem Management Kostenvorteile und Kostennachteile im Vergleich zu anderen Einrichtungen aufzuzeigen und Hinweise zu geben, wie sie finanzielle und personelle Ressourcen besser nutzen können.
Gleich am ersten Betriebsvergleich nehmen mehr als 500 Einrichtungen teil, sodass eine umfangreiche Datenbasis entsteht, die qualifizierte Informationen für die Unternehmenssteuerung liefert. Über eine Datenerhebung per PC werden dazu allgemeine Einrichtungsdaten wie etwa Standort, Träger und Kapazitäten sowie Daten zur Leistungs- und Kostenstruktur in den Bereichen Pflege und Therapie, Speisenversorgung, Gebäudereinigung, Wäschereinigung, Verwaltung und technischer Dienst erhoben. Während die Einrichtungsdaten dazu dienen, Auswertungskategorien zu bilden, ermöglichen die Kennzahlen aus den Leistungsbereichen eine differenzierte betriebswirtschaftliche Bewertung der eigenen Leistungsfähigkeit und Kostenposition, auch im Vergleich zu den ermittelten Branchenwerten.
In den Folgejahren werden die Betriebsvergleiche systematisch ausgebaut und erfahren sehr große Wertschätzung. 1999 führt die BFS Service GmbH gemeinsam mit dem Vincentz-Verlag, Hannover, den bundesweit ersten Betriebsvergleich für die ambulante Altenhilfe durch. Im Jahr 2000 folgt ein Betriebsvergleiche für WfBs, der in Zusammenarbeit mit der Landesarbeitsgemeinschaft für behinderte Menschen in Hessen entwickelt wird. Begleitend zu den Betriebsvergleichen führt die BFS Service GmbH Workshops und Präsentationen zu den Ergebnissen durch, so dass sich die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in „Benchmarking-Kreisen“ zu den Ergebnissen austauschen können.
Zahlreiche Einrichtungen nehmen viele Jahre hintereinander an den Betriebsvergleichen teil. Anhand der immer umfangreicher werdenden Kennzahlendatenbank können sie die Entwicklung der eigenen Einrichtung im Branchenvergleich verfolgen, Verbesserungspotenziale erkennen und sich eine valide Basis für die eigene Unternehmenssteuerung schaffen.
Acht Jahre nach Einführung des ersten Betriebsvergleiches ergibt 2004 eine Umfrage bei den inzwischen mehr als 7.000 Teilnehmenden, dass die Betriebsvergleiche Auslöser für Veränderungen in den Einrichtungen waren. Auch wird der Wunsch nach weiterführenden Benchmarkingprojekten deutlich, da der Wettbewerb zwischen den Einrichtungen zunimmt. Die BFS Service GmbH als anerkannter Partner für datengestütztes Benchmarking hat gute Chancen, an diesem Markt zu partizipieren.
2006 startet sie gemeinsam mit dem Bundesverband evangelische Behindertenhilfe (BeB), der Caritas Behindertenhilfe und Psychiatrie sowie der xit GmbH das „qualitätsorientierte Benchmarking für Wohnstätten der Behindertenhilfe“. Hier werden nicht nur betriebs- und personalwirtschaftliche Input-Daten verglichen, sondern auch Prozess- und Ergebnisdaten. Die Datenerfassung erfolgt über eigene Server im Internet. Die Auswertung umfasst einen Kennzahlenbericht, eine Datenanalyse und -interpretation sowie einen Workshop. Damit ist es das umfassendste Benchmarkingprojekt, das zu diesem Zeitpunkt auf dem Markt angeboten wird.
Die umfangreiche Kennzahlendatenbank der BFS Service war auf die Pflegestufen von Menschen mit Pflegebedarf ausgerichtet. Mit der Umstellung der Pflegestufen auf Pflegegrade war ein solider Zeitvergleich der Einrichtungen nicht mehr darstellbar. Mit den Pflegegraden wurden neue Begutachtungskriterien für körperliche, psychische oder kognitiven Beeinträchtigungen eingeführt, die einen Neubeginn in der Datenbank sowie erhebliche Softwareanpassungen erfordert hätten. Aus diesen Gründen entschließt sich die BFS Service GmbH, nicht mehr in die Weiterentwicklung des Geschäftsfeldes der Betriebsvergleiche und des Benchmarkings zu investieren, sondern die Ressourcen auf neue Geschäftsfelder zu konzentrieren. In der Branche wird diese Entscheidung noch lange bedauert.
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